Die Wii Wheel-Prototypen
Iwata:
Wir haben soeben kurz die Geschichte von Mario Kart umrissen und möchten uns nun über die Wii-Version unterhalten. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, die größte Änderung an "Mario Kart Wii" ist das Wii Wheel. Ashida-san, können Sie uns etwas darüber verraten, wie es zum Wii Wheel kam?
Ashida:
Ich glaube, alles begann Ende 2006. Ich habe einen unerwarteten internen Anruf von Konno-san erhalten, in dem er von seinen Plänen berichtete, ein Lenkrad zu entwerfen.
Iwata:
Hätten Sie so etwas erwartet? Gerade als Sie sich nach dem weltweiten Start der Wii-Konsole etwas entspannen konnten, wurden Sie gebeten, ein Lenkrad zu entwerfen!
Ashida:
Wir hatten ja schon die Pläne für den Wii Zapper
11 in den ersten Entwurfstufen. Da wurde auch ein Lenkrad erwähnt, nur hat noch niemand erwähnt, dass Prototypen entworfen werden sollen.
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Wii Zapper: Zubehör, an das die Wii-Fernbedienung und das Nunchuk angeschlossen werden. Im November 2007 in Europa erschienen. |
Miyamoto:
Ein Lenkrad ist an und für sich leicht zu verstehen. Fast jeder hat schon Erfahrung mit irgendeiner Art von Lenkrad gemacht, sei es beim Fahren von Spielzeugautos mit Pedalen oder von Gokarts in einem Vergnügungspark. Jeder weiß, wie man ein Lenkrad nach links dreht, um nach links zu fahren usw. Und überhaupt, ich wollte schon immer mal an einem Produkt arbeiten, das in einem großen Karton ausgeliefert wird! (lacht)
Iwata:
Ich weiß nicht, worauf Sie sich mit "schon immer mal" beziehen. Wir haben doch gerade erst Wii Fit! auf den Markt gebracht (lacht) (Wii Fit wurde im Dezember 2007 in Japan veröffentlicht. Die Erscheinung in Europa ist für April 2008 geplant.)
Iwata:
Doch zurück zum Thema, es gab Pläne für ein Lenkrad. Wie haben Sie angefangen?
Ashida:
Im Frühjahr 2007, kurz nach der Fertigstellung der Wii, bekam ich die Möglichkeit eine Frühversion von "Mario Kart Wii" anzuspielen. Konno-san hatte bereits eigenständig ein Lenkrad gebastelt. Es enthielt die Wii-Fernbedienung und man konnte schon damit spielen. Ich erlebte eine völlig neue Spielsteuerung und dachte instinktiv: "Das könnte wirklich funktionieren!" Zu der Zeit gab es schon einige Lenkräder als Zubehör zu kaufen.
Iwata:
Und manche davon sind so realistisch, dass sie ohne Weiteres in einem Vergnügungspark eingesetzt werden könnten.
Ashida:
Das Wii Wheel unterscheidet sich von anderen Lenkrädern jedoch dadurch, dass es nicht über einen Schaltungshebel verfügt. Es ist ein Lenkrad, das in der Luft verwendet wird. Es ist unglaublich leicht und als ich es ausprobiert habe, hatte ich viel Spaß damit. Bei einem komplexen Produkt ist es schwierig, sich ein Bild vom endgültigen Design zu machen. In diesem Fall hat es aber nicht lange gedauert, bis das Design fertig war. Wir haben verschiedene Prototypen entwickelt, die ich hier auch mitgebracht habe.
Iwata:
So mancher denkt beim ersten Hinsehen vielleicht, dass es zu klein ist. Wenn ich mir aber all diese Modelle ansehe, stelle ich fest, die Größe hat sich seit dem ersten Prototyp kaum geändert.
Ashida:
Das Lenkrad eines echten Gokarts hat in etwa dieselbe Größe. Wir sind der Meinung, diese Größe ist ideal für das breite Spektrum einer Familie, von Kindern bis hin zu Großeltern. Das hier ist der erste Prototyp, den wir entworfen haben...
Iwata:
Man sieht, dass da die Wii-Fernbedienung etwas heraus steht.
Ashida:
Damit wollten wir herausfinden, wo die Wii-Fernbedienung am besten platziert wird, wenn das Lenkrad gehalten wird. Das Design ist etwas merkwürdig, nicht wahr? (lacht) Doch nur mit Hilfe solcher Modelle finden wir heraus, mit welchen Fingern das Lenkrad am besten gehalten wird. Außerdem haben wir in dieser frühen Phase noch nicht entschieden, ob der B-Knopf verwendet wird, weshalb Sie auch nichts auf der Rückseite erkennen. Natürlich haben wir auch einige echte Gokart-Lenkräder unter die Lupe genommen und haben festgestellt, dass es sich für gewöhnlich um eckige Lenkräder handelt. Dann haben wir dieses hier entworfen.
Iwata:
Das Design ist bereits ausgeprägter und die Wii-Fernbedienung steht nicht mehr heraus.
Ashida:
Richtig. Außerdem gibt es ein Loch auf der Rückseite, damit man den B-Knopf drücken kann. Da außerdem das Wii-Menü ebenfalls bedient werden muss, haben wir ein kleines Fenster für den Zeiger eingebaut.
Iwata:
War das die Basis für das endgültige Produkt?
Ashida:
Ja, ich war fest davon überzeugt, dass ein rundes Lenkrad für Spieler von "Mario Kart Wii" geeigneter und leichter zu verstehen wäre. Zudem haben wir mit dem Design auch die Funktionalität optimiert.
Ashida:
Bei der Entwicklung dieser Prototypen gingen wir empirisch vor. Als wir beispielsweise das Loch für den B-Knopf auf der Rückseite eingebaut haben, stellten wir fest, dass er für kleine Kinderhände schwer zu erreichen wäre. Also haben wir einen B-Knopf auf dem Lenkrad selbst eingebaut, damit auch ein Kind problemlos drankommt. Wir haben ihn so entworfen, dass dabei der eigentliche B-Knopf der Wii-Fernbedienung gedrückt wird. Das Team von Konno-san hat es verwendet, um das Spiel zu spielen und hat uns Testergebnisse geliefert.
Konno:
Sobald uns etwas Ungewöhnliches oder Unangenehmes aufgefallen ist, ließen wir es Ashida-san sofort wissen.
Iwata:
Sie sagen, Sie haben den Vorgang kontinuierlich wiederholt: Prototyp entwerfen und testen. Wie viele Modell haben Sie in etwa entworfen, bevor das Lenkrad seine endgültige Form erreicht hatte?
Ashida:
Ich glaube, etwa 30. Was das Gewicht anbelangt haben wir uns ausführlich Gedanken darüber gemacht, wie viel Gramm ideal zum Spielen wären. Ein weiterer Aspekt war die Robustheit – wir wollten etwas aus stabilem Material machen, wenn aber das Gewicht auch nur um 30 Gramm erhöht würde, könnte das Gerät für manche Leute zu schwer sein. Schließlich haben wir uns auf einen Entwurf festgelegt, der so leicht war, wie es uns nur möglich war, damit Leute das Lenkrad über längere Zeit verwenden konnten, ohne zu schnell zu ermüden.
Iwata:
Warum haben Sie sich für Weiß entschieden?
Ashida:
Echte Autos haben in der Regel keine weißen Lenkräder, also haben wir uns überlegt, ein Design mit zwei Farben zu entwerfen, so wie dieses hier.
Ashida:
Seit der Entwicklung der Wii-Konsole selbst haben wir über verschiedene Möglichkeiten für Designs von Wii-Zubehör nachgedacht. Angefangen beim Classic Controller haben wir allerdings Produkte wie den Wii Zapper und das Wii Balance Board entworfen, die ganz weiß waren. Da schien es nur natürlich, auch das Wii Wheel ganz weiß zu gestalten.
Miyamoto:
Aber es gibt auch einen blauen Ring auf der Rückseite. Das hat sicher viel Geld gekostet. (lacht)
Iwata:
Wenn man die Prototypen betrachtet, sieht man, dass bei allen das Wii-Logo auf der Vorderseite ist. Warum ist das Logo im endgültigen Design auf der Rückseite?
Ashida:
Wenn es auf der Vorderseite wäre, würde der Spieler es immer sehen, das stimmt. Da aber der Controller in der Luft gehalten wird, kann man behaupten, auch auf der Rückseite kann es von jemandem, der den Spieler beobachtet, wie auf der Vorderseite betrachtet werden. Wäre es nicht irgendwie schade, wenn da nur eine Schraube oder so etwas zu sehen wäre? Also dachten wir uns, es wäre schöner, wenn die Leute, die den Spieler beobachten, einen schönen blauen Ring sehen.
Iwata:
Daraus ergab sich, dass wir den blauen Ring im Logo für "Mario Kart Wii" verwendet haben.
Miyamoto:
Da es so teuer ist, wollten wir es möglichst häufig verwenden! (lacht)